10. Advent

Warum Disziplin nichts bringt und viel Kraft kostet?

Immer wieder erzählen mir Lehrpersonen, wie sie ihre Schülerinnen und Schüler disziplinieren, wie viel Kraft es ihnen raubt und wie anstrengend es für sie ist. Deshalb gibt es heute ein paar Infos und Tipps. 

Warum disziplinieren wir überhaupt?

Meist wird im Schulalltag zur Disziplinierung gegriffen, weil kein andres Mittel bzw. Möglichkeit wissens-, zeit- oder personaltechnisch gesehen wird.

„Armin setzt dich jetzt bitte endlich hin“, bitte die Lehrerin zum vierten Mal.
„Emil sei still“, ermahnt der Lehrer ihn mittlerweile das dritte Mal diese Stunde.
„Robert und Leonie, bitte konzentriert euch endlich“, bitte die Professorin.

In all diesen Sätzen wird das Kind/Jugendlicher gebeten, dem Wünschen der Lehrkraft nach zu kommen und ihre eigenen Bedürfnisse in diesem Moment zurückzustellen.

Da in keinem dieser Fälle um eine essenzielle Situation (Prüfungen, Gefahren,…) handelt, spricht nichts dagegen, in irgendeiner Form auf das Bedürfnis des Schülers einzugehen.

Wie soll das bitte gehen?

Auf Bedürfnisse einzugehen ist nicht gleich zusetzen, damit Wünsche zu erfüllen und hat auch nichts damit zu tun, Kinder zu verwöhnen oder etwas unmögliches möglich zu machen.

Im Schulalltag bedeutet es oft eher um die Ecke zu denken. Die Perspektive zu wechseln und unkonventionelle Wege zu gehen.

Bleiben wir bei den 3 Sätzen von oben und schauen wir mal, welches Bedürfnis steckt dahinter?
Armin: Es gibt viele Kinder und Jugendliche, die sich im Stehen besser Konzentrieren können.
Es ist meist entweder der Wunsch, aufmerksamer zu sein oder das Bedürfnis nach Bewegung – und mal ehrlich, welcher Lehrer wünscht sich nicht aufmerksamere Schüler?

Was spricht dagegen, außer das es unüblich ist und nicht der norm entspricht, Armin sich selbst einen Platz suchen zu lassen, an dem er gut im stehen arbeiten kann und keinem die Sicht versperrt?

Emil: Da hat wohl wer den Drang etwas zu erzählen!? Das ist natürlich schlecht wenn du als Lehrerin gerade etwas sagen möchtest. Doch Emil hat entweder das Bedürfnis sich mitzuteilen oder gehört bzw gesehen zu werden. Schaffen wir Emil doch den Rahmen den er braucht. Das kann eine spontane Gruppenarbeit sein oder du bist liebevoll an dem Interessiert was ihn bewegt dann kannst du ihm auch während des Unterrichtes fragen ob er es mit allen teilen möchte. 

Manches mal sind es die kleinen Dinge die den Alltag erleichtern.

Robert und Leonie: Sind heute sehr unruhig, sie sitzen nicht mal nebeneinander, dennoch sind sie unkonzentriert und abgelenkt. Das spricht dafür, dass die beiden emotional überall sind nur nicht in deinem Unterricht. Da die Schüler hier offensichtlich schon älter sind und vermutlich Pubertieren empfiehlt es sich die Stunde durch zu drücken ob mit oder ohne ermahnen bleibt dir überlassen. Doch NACH der Stunde unbedingt einzeln mit den beiden reden. 

Finde heraus wo deine Schüler emotional stehen, dann kannst du ihnen helfen auch emotional und gedanklich in deinem Unterricht an zu kommen.

Du siehst obwohl die Lösungen so simpel einfach und unkompliziert klingen bitten wir die Lernenden, ihre Bedürfnisse hinten anzustellen und zu unterdrücken.

Warum kann disziplinieren nicht auf Dauer funktionieren?

Hier bietet die Gehirnforschung eine recht einfache Antwort!

Unser Hirn will sich wohlfühlen. Es will, dass alles passt und möglichst keine Energie verbraucht wird. Wenn jemand von uns jetzt etwas verlangt abzuliefern, dass wir nicht wollen, braucht unser Gehirn irre viel Energie, um es dennoch zu tun. Ergo, es ist anstrengend, das zu tun, was der Lehrer möchte, dass gefährdet das Wohlbefinden. 

Die Neurobiologie hat herausgefunden, dass wenn wir den Wünschen, Erwartungen, Vorstellungen oder Bewertungen ausgesetzt sind und dadurch zum Objekt dessen Idee gemacht werden, dies in unserem Gehirn eine Schmerzimpuls auslöst der sich nicht von einem körperlichen Schmerzimpuls unterscheidet. 

Wissenschaftlich gesagt: Mache ich jemand anderen durch meine Wünschen, Erwartungen, Vorstellungen oder Bewertungen zum Objekt. Löst der raub der Subjekthaftigkeit des Menschen einen Schmerzreiz in dessen Gehirn aus der sich nicht von einem körperlichen unterscheidet

Daher helfen Disziplinierungen auch nur kurzzeitig; wird hingegen das Bedürfnis, das gerade vorliegt, gestillt, so ermöglicht man dem Kind eher das zu tun, was man tun möchte. Da das Gehirn dann weniger Energie dafür verbraucht.

Was kannst du jetzt allgemein in diese Situationen tun?

Alternativen?!?

Alternativen gibt es, diese sind allerdings sehr individuell, weswegen ich hier leider keinen allgemeingültigen Tipp für dich habe.

Doch hat sich gezeigt das viele Lehrer:innen die damit gut klarkommen eine der drei Haltungen eingenommen haben:

  1. Ich gebe den SuS am Anfang oder Ende der Stunde ca. 20 Minuten gemeinsam über das zu sprechen was sie beschäftigt. 
  2. Ich habe gelernt 5 auch mal gerade sein zu lassen und Dinge gelassener zu sehen. (Dann steht Leon halt in dieser Stunde.)
  3. Ich bin flexibel mit meinem Unterricht und passe ihn an den Gemütszustand der Klasse an.

Welcher dieser drei Einstellungen passt am besten zu dir?

Solltest du dir jetzt denken, klingt alles spitze, jedoch wie soll ich das für mich umsetzen?
Genau das lernst du in den Mentorings offene Fragen kannst du gerne auch im Lehrertreff am 19.12.2022 um 19 Uhr online über MS-Teams stellen.

Was wäre dein Lösungsansatz?

Jeder Ansatz ist so individuell scheib sie mir gerne deinen in die Komentare.

Kommentiere gerne hier oder auf Instagram & Facebook, wie du die Welt siehst und was dieser Input mit dir gemacht hat! 

Julia Löschl

Julia Löschl

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




Enter Captcha Here :